ANNA RIESER / Nominiert für den Nestroypreis / Bester Nachwuchs weiblich


Auf der Bühne eine Rolle zu spielen, die auf der Leinwand von Nicole Kidman verkörpert wurde, ist eine echte Hypothek. Aber auch sonst ist die Grace in Lars von Triers „Dogville“ eine darstellerische Herausforderung: Eine junge, sich auf der Flucht befindlichen Frau bedankt sich bei den Bewohnern einer Kleinstadt, die ihr Schutz gewähren, mit allerhand kleinen Gegenleistungen, bis sie schließlich als Arbeitstier und Sexsklavin endet. Da entpuppt sie sich als Tochter eines Gangsterbosses und zahlt die Entmenschlichung mit gleicher Münze zurück. Die 1989 geborene Salzburgerin Anna Rieser, seit der Spielzeit 2016/17 in ihrem ersten Festengagement am Landestheater Linz, beherrscht das Zarte wie das Harte, sie kann Beschützerinstinkte wecken und Zähne zeigen. In „Dogville“ gerät sie zunächst unter die Hunde und geht ihnen am Ende selber an die Gurgel. Hätte es nicht mit der Schauspielerei geklappt, wäre sie am liebsten Formel-1-Fahrerin geworden, sagt Rieser. Auch, wer sie in der vergangenen Saison als Charlotte Corday in „Marat/Sade“ oder als Ferdinand Raimunds Geliebte Toni in „Brüderlein fein“ in Gutenstein gesehen hat, weiß es zu schätzen, dass sie nicht im Vollvisierhelm mit 250 Stundenkilometern an einem vorbeisaust.
(Wolfgang Huber-Lang)

20. NESTROY-Verleihung
am 24. November 2019
im Theater an der Wien

NESTROY