Erni Mangold synchronisiert:
Im ARD-Spielfilm "Allmen und das Geheimnis der Dahlien" spielte die 92-jährige Kammerschauspielerin, ihren Text sprach eine deutsche Synchronsprecherin
Erni Mangold sah sich Samstagabend im deutschen Fernsehen – sprechen hörte sie jedoch eine andere.
Foto: ARD Degeto/Julie Vrábelová
"Herrlich. Schön, schön. Sehr kurzweilig." Die Zuschauerreaktionen auf "Allmen und das Geheimnis der Dahlien" nach dem Roman von Martin Suter sind auf der ARD-Homepage durchwegs positiv. Die Abenteuer des Schweizer Kunstdetektivs Johann Friedrich von Allmen spielte Heino Ferch nach dem Drehbuch von Thomas Berger und unter der Regie von Martin Rauhaus. Mehr als vier Millionen sahen am Samstag in Deutschland zu, sogar eine Million mehr als bei der der quotenstarken Schlagerbaroness Carmen Nebel nebenan im ZDF. Immerhin 180.000 waren von Österreich aus dabei.
Weniger euphorisch ist Erni Mangold. Um es genau zu sagen, sie ist fuchsteufelswild. In "Allmen" spielt sie eine exzentrische Kunstsammlerin, eine "kleine, nette Rolle", wie sie sagt.
"Noch nie so miserabel behandelt worden": Erni Mangold in der Martin-Suter-Verfilmung "Allmen und das Geheimnis der Dahlien".
Foto: ARD Degeto/Julie Vrábelová
Samstagabend schaltete Mangold bei der Fernsehpremiere ARD ein – und gleich wieder aus. Die 92-Jährige sah sich mit fremder Stimme sprechen: In der Produktion der UFA Fiction im Auftrag der ARD Degeto wurde die Schauspielerin synchronisiert. Sie habe davon nichts gewusst, sagt Mangold zum STANDARD.
Mangold: "So miserabel bin ich noch nie behandelt worden. Wer kommt auf so eine Idee?" Die Kammerschauspielerin, die 70 Jahre auf österreichischen und deutschen Bühnen stand, sieht ihren Ruf geschädigt.
Eine Anfrage des STANDARD bei der der Ufa Fiction von Montagfrüh blieb vorerst unbeantwortet.
Kleiner Trost: Mangold befindet sich in guter Gesellschaft. Die ungarische Schauspielerin Andrea Osvárt wurde in der Rolle der Jojo ebenfalls synchronisiert. In der ARD-Mediathek ist der Film nicht abspielbar. Inhalte mit Geoblocking können nur von Deutschland aus abgerufen werden. (red, 15.7.2019)
DER STANDARD 16. Juli 2019