Julia Cencig / Premiere Der zerbrochene Krug / Theater Meggenhofen


Premiere am 10. Juni 2023
Weitere Termine unter theatermeggenhofen.at

„Ein weiterer kluger Regiekniff ist es, die Rolle des Gerichtsrat mit einer Frau zu besetzen: Julia Cencig verleiht der einzigen Gegeninstanz zum Dorfrichter gewichtige Bühnenpräsenz, während Adam mit seiner unbeholfenen Jovialität bei der weltläufigen Juristin auf Granit beisst - und bald ein reichlich jämmerliches (Manns-)Bild abgibt.” (Salzburger Nachrichten, Florian Oberhummer, 12. Juni)

Heinrich von Kleists Lustspiel »Der zerbrochne Krug« (ursprüngliche Schreibweise) wurde 1808 unter der Regie Goethes in Weimar uraufgeführt und gehört zu den bekanntesten Komödien der deutschen Literatur. Ein zerbrochener Krug ist Anlass zu einem Gerichtsverfahren, in dem Richter Adam Recht sprechen soll über ein Vergehen, das er selbst begangen hat. Er setzt alle möglichen Taktiken ein, um zu verhindern, dass sein Unrecht offenbar wird. Es ist überaus amüsant zu verfolgen, wie sich Richter Adam in seinen Unwahrheiten verstrickt.

Doch Kleist will mehr als die Menschen zum Lachen bringen. Er stellt die Unzulänglichkeit des Einzelnen ebenso an den Pranger wie die gesamte gesellschaftliche Situation. Der zerbrochene Krug könnte als Gleichnis verstanden werden für das brüchig gewordene Vertrauen in Gerichtsbarkeit und staatliche Autorität. Ein weiterer möglicher Interpretationsansatz könnten die Vertrauensbrüche in den verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen sein. Die darin beschriebenen Themen, strukturelle Macht, Machtmissbrauch, Skrupellosigkeit, Lüge haben nichts an ihrer Aktualität verloren.

Kein geringerer als H.C. Artmann hat den Klassiker vor knapp 30 Jahren aus dem 19. Jahrhundert in eine österreichische Gegenwartsform gebracht. Fritz Egger hat schließlich noch für oberösterreichisches Lokalkolorit gesorgt.

In ihrer Bearbeitung für das Theater Meggenhofen stellt Regisseurin Christine Wipplinger der Hauptfigur des Dorfrichter Adam – einem korrupten, arroganten Richter – im Unterschied zum Original nicht einen Gerichtsrat, sondern eine Gerichtsrätin als Kontrollorgan gegenüber: ein Gegenentwurf zu der noch immer herrschenden patriarchalen Gesellschaftsstruktur. Wipplinger: „Solange Frauen nicht in allen Lebensbereichen als gleichwertig gesehen werden, sind sie immer wieder psychischer oder physischer Gewalt ausgesetzt.“
Kleist schildert diese patriarchale Macht in ihrer unglaublichen Dreistigkeit mit großer gedanklicher Genauigkeit. Dadurch gelingt es ihm, trotz ernster Thematik diesem Stück eine wunderbare Komik zu verleihen. „Für mich als Regisseurin eine höchst interessante und spannende Aufgabe, dieses Spannungsfeld auf die Bühne zu bringen.“

Regie und Raum: Christine Wipplinger
Kostüm: Ingrid Leibezeder
Regieassistenz: Corinna Pumm
Musik: Johannes Pillinger
Fotos: Walter Huemer, Silvia Zellinger

Besetzung:

Gerichtsrätin von Waltersberg: Julia Cencig
Adam, ein Dorfrichter: Fritz Egger
Liechtl, Schreiber: Peter Scholz
Marthe Rull: Susanne Altschul
Eve, deren Tochter: Miriam Fussenegger
Vitus Tümpel, ein Bauer: Herbert Wiesinger
Ruprecht, dessen Sohn: Felix Stichmann
Theresia Scheibl: Karola Niederhuber
Gretl: Corinna Pumm
Marie: Julia Humer
Alois, Gerichtsdiener: Gernot Baumgartner